Design Thinking bei HÖRMANN Digital

Ein Beitrag von Ulrich Kolzenburg (CCE-Management) und Frank Urban (Coach, Trainer und Berater)

Design Thinking ist eine systematische Herangehensweise an komplexe Problemstellungen aus allen Lebensbereichen. Dabei stellt die Methode bei der Lösungsfindung die Nutzer/Kundenwünsche und -bedürfnisse in den Mittelpunkt. Die Teilnehmer an einem Design-Thinking-Prozess nehmen die Sicht des Nutzers/Kunden auf das Problem ein und begeben sich dadurch in deren Rolle. Sie nehmen deren Verhaltensweisen und Abläufe genau unter die Lupe.

Lösungen und Ideen werden in Form von Prototypen möglichst früh sichtbar und kommuniziert. Damit können potentielle Kunden und Anwender den Prototypen noch vor der Fertigstellung oder Markteinführung testen und ein Feedback abgeben. Auf diese Weise erzeugt Design Thinking praxisnahe Ergebnisse.

 

Design Thinking im Einsatz

Aus diversen Vorgesprächen auf operativer Basis und im Management entwickelten sich konkrete Beispiele, an welchen Stellen die HÖRMANN Gruppe neue Geschäftsmodelle erschließen, neue Produkte entwickeln und somit neuen Kundennutzen schaffen kann. Die Beispiele sollten die Reife eines Business Plans haben.

Damit die Ideensammlung auf eine breitere Basis gestellt werden konnte, fanden Innovationsworkshops mit Mitarbeitern aus den Gesellschaften der Sparte Engineering statt. Diese folgten dem Design-Thinking-Prozess.

Die Teams durchliefen sechs Phasen:

  1. Verstehen: Das Team steckte den Problemraum ab.
  2. Beobachten: Die Teilnehmer nahmen den (teils virtuellen) Kontakt nach außen auf und bauten Verständnis/Empathie für Nutzer und Betroffene auf.
  3. Sichtweise definieren: Um die Sichtweise zu definieren, wurden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengetragen und verdichtet.
  4. Ideen finden: Das Team entwickelte eine Vielzahl von Lösungsmöglichkeiten, um sich dann auf bestimmte Themen zu fokussieren.
  5. Prototypen entwickeln: Das Prototyping dient der Entwicklung konkreter Lösungen, die an den passenden Zielgruppen getestet werden können.
  6. Protoypen testen: Mit geringem Kosten- und Zeitaufwand soll klar werden, welche Ideen und Prototypen die höchste Relevanz für Mensch und Partnerorganisation haben. Jedes Testing gibt dem Team neue Erkenntnisse über Nutzer und Prototypen. Es entscheidet daraufhin, ob es noch einmal im Prozess zurückgehen möchte, um den Prototypen zu verbessern. Durch jede Iterationsschleife werden die Prototypen realistischer, da sie mit steigender Detailgenauigkeit konkreter und funktionaler werden.

Im Rahmen der Workshops wurden die präferierten Ideen und Prototypen einer ersten Betrachtung der Wirtschaftlichkeit unterzogen. Diese Bewertung wurde durch die Teilnehmer mit dem Business Model Canvas erzeugt.

Ergebnisse

Die Mitarbeiterzahl der Gruppe ermöglichte den Aufbau mehrerer Teams, die sich dem Thema näherten. Die gefundenen Ergebnisse entwickelten sich zu neuen Produkten, die breit über die HÖRMANN Gruppe nutzbar wurden. Das sichtbarste Beispiel ist der Aufbau einer Software für prädiktive Wartung in den Anlagen, welche die Tochtergesellschaften ihren Kunden zur Verfügung stellen sowie in eigenen Produktionsbetrieben nutzen.

In einem Patensystem stellte sich die HÖRMANN Logistik als Pilot-User zur Verfügung, um das Konzept bis zur Markteinführung zu betreuen. Heute arbeiten schon die ersten Kunden mit dem neuen Produkt, das intern den Namen „BugJack“ trägt.

 

Ausblick

Basierend auf den Ergebnissen der HÖRMANN Logistik wird das Werkzeug auch in anderen Unternehmensbereichen zum Einsatz kommen. Zudem werden Erkenntnisse aus der Produktentwicklung direkt in neue, innovative Produkte der Gesellschaften der HÖRMANN Gruppe zum Einsatz kommen.

Die HÖRMANN Gruppe hat mit dem Ansatz des Design-Thinking einen wesentlichen Schritt in Richtung einer modernen, kundenorientierten Themenlösung getan. In der neu gegründeten Gesellschaft HÖRMANN Digital ist es ein wichtiges Element geworden, weitere Innovationen anzugehen.

Zu den Autoren:

Ulrich Kolzenburg (CCE-Management) ist einer der wenigen branchenunabhängig, international arbeitender Anbieter von F&E-Interim-Management. Schwerpunkte sind die Prozesse rund um den Produktlebenszyklus, z.B. Innovations- und Entwicklungsmanagement, Serienüberleitung, Produktion und Produktionsoptimierungen / -verlagerungen. Je nach Aufgabenstellung werden dabei sowohl Linien-, Projektmanagement- oder Beratungs-Funktionen übernommen. Im vorliegenden Projekt hatte er den Aufbau einer querschnittlichen Entwicklung für die HÖRMANN Gruppe übernommen.

Frank Urban steht als Coach, Trainer und Berater für das Motto: „Menschen und sich selbst in Bewegung zu bringen – geistig und körperlich.“ In dem Projekt hat er die Gestaltung und Moderation des Startworkshops übernommen.